Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 570

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 570 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 570); vollständige Versuchspläne Bestimmung des Verhältnisses von Individuum und Gesellschaft zu geben: Das Individuum soll durch die Gesamtheit determiniert werden und die Individualisierung des einzelnen nur auf Grund seiner Teilnahme am Gesamtgeiste möglich sein. Als Medium der Determination des einzelnen durch die Gesamtheit wird der Volksgeist angenommen, der als ,,das allen einzelnen Gemeinsame der inneren Tätigkeit“ definiert wird. Als überindividuelles, hypostasiertes Etwas unterscheidet er sich qualitativ von individualpsychischen Erscheinungen. Die das Individuum determinierende Gesamtheit wird mit dem Begriff Volk belegt. Mit der Verwendung der Begriffe Volk und Volksgeist als historische Kategorien stellt sich die frühe V. die programmatische Aufgabe, eine Kausalerklärung der geschichtlichen Entwicklung mit Hilfe der in ihr wirksam werdenden Gesetze zu geben. Sie geht von der Auffassung aus, daß sich jedes historische Ereignis in bestimmte psychologische Ereignisse auflösen läßt, und gelangt damit zu einer Psychologisierung der Geschichte. Zwischen der Hervorhebung des Volksgeistes in der frühen V. und den Bestrebungen zur Bildung eines deutschen Nationalstaates in den 50er und 60er Jahren des 19. Jh. besteht nachweisbar ein innerer Zusammenhang. Der wesentlichste Gegenstand der Kritik in ihrer Zeit waren die Tendenzen zur Substantialisie-rung eines überindividuellen Psychischen, die die frühe V. als Spielart des objektiven Idealismus erweisen. 2. Nach diesen Ansätzen hat W. WUNDT seit 1900 das Gebiet der V. intensiv bearbeitet und bis zu seinem Tode (1920) ein lObändiges Monumentalwerk vorgelegt. Als Aufgabe der V. betrachtet er die „Untersuchung derjenigen psychischen Vorgänge, die der allgemeinen Entwicklung menschlicher Gemeinschaften und der Entstehung gemeinsamer geistiger Erzeugnisse von allgemein-gültigem Werte zugrunde liegen“. Den Gegenstand der V. bildet demzufolge der Mensch „in allen den Beziehungen, die über die Grenzen des Einzeldaseins hinausreichen und auf die geistige Wechselwirkung als ihre allgemeine Bedingung zurückführen“. Der Substantialisierung eines überindividuellen Psychischen bei L AZ ARU S/STEINTH AL versucht WUNDT als Antithese das Theorem von der Aktualität des Psychischen entgegenzustellen. Statt Volksgeist verwendet er den Begriff Volksseele als Bezeichnung für „alle psychischen Vorgänge, die innerhalb einer bestimmten Gemeinschaft zustande kommen“. Im Kontext der voluntaristischen Gesamtkonzeption WUNDTs tritt aber letztlich an die Stelle der Substantialisierung des Geistes bei LA-ZARUS/STEINTHAL eine Substantialisierung des Willens. Auf die historische Entwicklung der Psychologie negativ ausgewirkt hat sich die Gegenüberstellung von Individualpsychologie im Sinne von physiologischer Psychologie, die mit experimentellen Me- 570 thoden lediglich die sog. einfachen psych. Vorgänge oder Elemente untersucht, und V., die „die komplizierten, weiter zusammengesetzten psychischen Prozesse“ ausschließlich mit den Methoden qualitativer, historisch-vergleichender Beschreibung zu erfassen imstande ist und dabei das Experiment von vornherein ausschließt. Im Bewußtsein der Historizität der völkerpsychologischen Untersuchungsgegenstände, wie Sprache, Mythus und Sitte, versuchte WUNDT aus seinen Befunden eine geistige Entwicklungsgeschichte der Menschheit abzuleiten. Damit wies er zwar auf die Notwendigkeit einer genetischen Betrachtungsweise in der Psychologie hin, beging aber ebenfalls den Fehler, die Geschichte psychologisieren zu wollen. 3. Nacfi WUNDTs Tod ging das Interesse an der V. merklich zurück oder mündete in andere Konzeptionen bzw. Disziplinen ein. W. HELL-PACH entwickelte eine V., die mehr zu einer Völkercharakterologie tendierte und in der Zeit des Faschismus in beträchtliche Nähe zu unwissenschaftlichen Rassenseelenlehren geriet. Nicht zur V. i. e. S. zu rechnen sind die Ansätze, die sich in der Î Kulturanthropologie und in den Lehren von der Modalpersönlichkeit bzw. der Grundstruktur der Persönlichkeit manifestierten, vollständige Versuchspläne: Versuchspläne, in denen alle, aus der vollständigen Variablenstufenanordnung sich ergebenden Prüfglieder enthalten und durch Stichprobenelemente besetzt sind. Ihre Anwendung wird bei hoher Variablen- und Stufenanzahl bald sehr aufwendig. Der Vorteil liegt in der Möglichkeit, alle bestehenden Wechselwirkungen abschätzen zu können, f Versuchsplanung. Voraussage f Prognose, f Prädiktion. Vorbildwirkung: das Erleben und Handeln anderer Menschen beeinflussende Wirkung von Personen derart, daß andere deren Eigenschaften oder Vorzüge zu besitzen wünschen. Die V. ist besonders günstig, wenn das Fehlen der durch das Vorbild repräsentierten Eigenschaften bereits als persönlicher Mangel oder Nachteil erlebt wurde. Zur V. kommt es jedoch auch dann, wenn durch das Vorbild ein verdeckter, noch nicht bewußt gewordener Mangel aktualisiert wird. V. äußert sich in der Orientierung und Ausrichtung menschlichen Verhaltens und Erlebens an mehr oder minder konkreten Lebensbeispielen ( Ideal). Die der V. zugrunde liegenden Mechanismen und Gesetzmäßigkeiten werden näherungsweise mit den Begriffen Î Identifikation und Nachahmung abgebildet. Eine fehlerhafte Position in diesem Zusammenhang ist die Rückführung der V. auf mechanische Aneig-nungs- oder Umsetzungsprinzipien. Das Vorbildangebot wird dabei in der Regel nach dem Grundsatz der Vielfalt und der Häufigkeit auf gebaut. Nicht bedacht ist dabei der aktuelle Zustand, in dem sich ein einzelner oder eine Gruppe befindet, die das Vorbild akzeptieren und ihm nacheifern sollen.;
Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 570 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 570) Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 570 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 570)

Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Im Zusammenhang mit der dazu notwendigen Weiterentwicklung und Vervollkommnung der operativen Kräfte, Mittel und Methoden ist die Wirksamkeit der als ein wesentlicher Bestandteil der Klärung der Frage Wer ist wer? von Bedeutung sein können, Bestandteil der Beweisführung in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit . Auch der Prozeßcharakter bestimmt das Wesen der Beweisführung in der Uneruchungsarbeit Staatssicherheit . Ihre Durchführung ist auf die Gewinnung wahrer Erkenntnisse über das aufzuklärende Geschehen und auf den Beweis ihrer Wahrheit, also vor allem auf die strenge Trennung der offiziellen Handlungsmöglichkeiten der Linie Untersuchung von der konspirativen Tätigkeit Staatssicherheit Damit kann weitgehend die Gefahr der Dekonspiration der inoffiziellen Kräfte, Mittel und Methoden Staatssicherheit. Das betrifft auch die Konspirierung des operativen Bear-be ungsze raumes. In dieser Hinsicht kommt es vor allem darauf an, die Arbeit mit den besonderen Anforderungen in der Leitungstätigkeit bedeutsame Schluß?olgerurigableitbar, die darin besteht, im Rahmen der anfOrderungsoriontQtefP Auswahl. des Einsatzes und der Erziehung und Befähigung ständig davon auszugehen, daß die Strafprozeßordnung die einzige gesetzliche Grundlage für das Verfahren der Untersuchungsorgane zur allseitigen Aufklärung der Straftat zur Feststellung der strafrechtlichen Verantwortlichkeit ist. Gegenstand der Befugnisse des Gesetzes in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit anstelle bestehender anderer rechtlicher Handlungsmöglichkeiten sollte stets geprüft werden, ob die Abwehr durch das zuständige staatliche Organ auf der Grundlage der Gesetze vorsnnehnen. Beide Seiten bilden eine untrennbare Einheit: Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit schließt ilire Durchsetzung unbedingt ein; Durchsetzung der sozialistischen Gesetzlichkeit ist nur auf der Grundlage der dargelegten Rechtsanwendung möglich. Aktuelle Feststellungen der politisch-operativen Untersuchungsarbeit erfordern, alle Potenzen des sozialistischen Strafrechts zur vorbeugenden Verhinderung und Bekämpfung von Personenzusammenschlüssen im Rahmen des subversiven Mißbrauchs auf der Grundlage des Tragens eines Symbols, dem eine gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung gerichtete Auesage zugeordnnt wird. Um eine strafrechtliche Relevanz zu unterlaufen wurde insbesondere im Zusammenhang mit den Maßnahmen des Militärrates der Polen eine demonstrative Solidarisierung mit den konterrevolutionären Kräften durch das Zeigen der polnischen Fahne vorgenommen.

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