Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 380

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 380 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 380); Pädagogische Psychologie 380 bei pädagogisch-psychologischen Analysen ein. Dabei interessiert nicht nur der Bereich der Normalentwicklung, sondern auch jene Entwicklungsvarianten, die darüber oder darunter liegen bis hin zu den (nicht organisch, sondern) umweit- und erziehungsbedingten Fehlentwicklungen, wozu die P. P. mit der f Klinischen Psychologie zusammenarbeitet. Als Hauptgebiete derP. P. werden traditionsgemäß Î Lernpsychologie und Î Erziehungspsychologie sowie neuerdings auch pädagogisch-psychologische Diagnostik und in gewissem Maße Psychologie der Fehlentwicklungen angesehen. Die Abgrenzung von Lern- und Erziehungspsychologie kann nur akzentuierend erfolgen, sie ist theoretisch wegen der Einheit der sich entwik-kelnden Persönlichkeit und der Einheit von Bildung und Erziehung nicht streng möglich. So wäre es einseitig, Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten etwa der Kenntnisaneignung nur der Lernpsychologie und die der Einstellungsbildung nur der Erziehungspsychologie zuzuordnen. Gerade die Wechselbeziehungen zwischen Kenntnisaneignung und Einstellungsbildung, Fähigkeitsentwicklung und Motivation u. a. sind von grundlegender Bedeutung für die Persönlichkeitsformung. Sie würden bei einer strengen Trennung von Lern- und Erziehungspsychologie, wie sie in der Vergangenheit häufig beobachtet werden konnte, leicht aus dem Gesichtskreis der P. P. herausfallen. Es entspricht dem dargestellten Gegenstand und Anliegen der P. P. mehr, wenn diese Disziplin nicht vordergründig nach den genannten Hauptgebieten gegliedert wird, sondern wenn folgende Ebenen pädagogisch-psychologischer Forschung und Erkenntnisverwertung unterschieden werden, die sich gegenseitig durchdringen und bedingen: 1. Erforschung und Darstellung allgemeiner und grundlegender Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten der Herausbildung und Veränderung psychischer Inhalte, Prozesse, Zustände und Eigenschaften unter den Bedingungen von Bildung und Erziehung. Es geht dabei vor allem um die Ausbildung von Kenntnissen, Fertigkeiten, Gewohnheiten, Fähigkeiten, Einstellungen, Charakter u. a., eingebettet in die Einheit der sich entwickelnden individuellen Persönlichkeit und in ihrer wechselseitigen Abhängigkeit mit den Bildungs- und Erziehungsmaßnahmen und -bedingungen, um Möglichkeiten und Bedingungen der Beeinflußbarkeit psychischer Inhalte, Prozesse, Zustände und Eigenschaften, um modifizierende Bedingungen der Wirkung allgemein-psychologischer Gesetzmäßigkeiten in Büdungs- und Erziehungsprozessen und um grundlegende psychologische Zusammenhänge der pädagogischen Steuerung der Persönlichkeitsentwicklung. 2. Erforschung und Darstellung der psychischen Struktur und Regulation jeweils bestimmter, pädagogisch relevanter und mehr oder weniger bewußt und planmäßig gelenkter Tätigkeiten in ihrer Einbettung in den Bildungs- und Erziehungsprozeß. Am ausgeprägtesten ist in dieser Hinsicht bisher die Psychologie der Lerntätigkeit (f Lernen, I Tätigkeit). 3. Unter mehr institutioneller Orientierung untersucht die P. P. die spezifischen Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten der pädagogisch gelenkten Persönlichkeitsentwicklung in der Schule, in der Familie, in der Kinder- und Jugendorganisation, in Freizeitgruppen u. a. Diese Bereiche der P. P. gehen von den konkreten Bedürfnissen und Bedingungen der jeweüigen Bildungs- und Erziehungsinstitutionen aus und bemühen sich um psychologische Antworten und Empfehlungen unter Einbeziehung der Erkenntnisse der gesamten psychologischen Wissenschaft. Dabei handelt es sich nicht nur um die Erforschung entsprechender Sachverhalte, sondern auch um die Bereitstellung, Aufbereitung und Anwendung der in der Psychologie vorhandenen Erkenntnisse für die Lösung aktueller praktischer Probleme einschließlich der psychologischen Aus-und Weiterbildung pädagogischer Kader. Die Forschungsmethoden der P. P. sind im Prinzip die gleichen wie in der gesamten Psychologie (Î Methodik). Neben Beobachtungs-, Befragungsund anderen Erfassungsmethoden spielt das pädagogisch-psychologische Experiment eine besondere Rolle, das vor allem von sowjetischen Psychologen, beginnend in den 30er Jahren, entwik-kelt wurde. Die interessierenden psychischen Erscheinungen und ihre Veränderungen werden im Prozeß der Bildung und Erziehung untersucht, wozu es erforderlich ist, die konstituierenden Komponenten und Merkmale des jeweiligen pädagogischen Prozesses nachzubüden und systematisch zu variieren (f Experiment). Pädagogische Beeinflussung wird damit zur Methode, um Bedingungen und Gesetzmäßigkeiten der Herausbildung und Veränderung psychischer Inhalte, Prozesse, Zustände und Eigenschaften aufzudecken. Das pädagogisch-psychologische Experiment kann sowohl unter natürlichen Bedingungen, z. B. in der Schulklasse oder Pioniergruppe, als auch unter Laborbedingungen, z. B. im Einzel- oder Kleingruppenversuch, durchgeführt werden. Das hängt weitgehend von der Fragestellung und den methodischen Möglichkeiten der Erfassung der zu untersuchenden Sachverhalte ab. Häufig wird das wissenschaftliche Problem zunächst unter Laborbedingungen untersucht, dessen Erkenntnisse dann unter natürlichen Bedingungen weiter überprüft und präzisiert werden. Es wird jedoch auch der umgekehrte Weg beschritten, wenn unter natürlichen Bedingungen untersuchte Sachverhalte differenzierter und spezieller analysiert werden müssen. In beiden Fällen stellt die Übertragung der Erkenntnisse auf andere Bedingungen und Situationen ein spezielles methodologisches Problem dar, das nicht unterschätzt oder gar negiert werden darf, wenn die wissen-;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rahmen der Sicherung der Staatsgrenze der zur und Westberlin. Die Aufklärung unbekannter Schleusungs-wege und Grenzübertrittsorte, . Der zielgerichtete Einsatz der zur Erarbeitung, Überprüfung und Verdichtung von Ersthinweisen, Die Aufdeckung und Überprüf ung operativ bedeutsamer Kontakte von Bürgern zu Personen oder Einrichtungen nichtsozialistischer Staaten und Westberlins, insbesondere die differenzierte Überprüfung und Kontrolle der Rückverbindungen durch den Einsatz der GMS. :, Ausgehend davon, daß; die überwiegende Mehrzahl der mit Delikten des unge- !i setzlichen Verlassens und des staatsfeindlichen Menschenhandels. Die vom Feind angewandten Mittel und Methoden. Die Zielgruppen des Feindes. Das Ziel der Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassens und des vor allem von kriminellen Menschenhändlerbanden betriebenen staatsfeindlichen Menschenhandels hat Staatssicherheit durch den zielstrebigen, koordinierten und konzentrierten Einsatz und die allseitige Nutzung seiner spezifischen Kräfte, Mittel und Methoden Staatssicherheit zur Erarbeitung, Überprüfung und Verdichtung von Ersthinweisen. Die Aufdeckung und Überprüfung operativ bedeutsamer Kontakte von Bürgern zu Personen oder Einrichtungen nichtsozialistischer Staaten und Westberlins, insbesondere die differenzierte Überprüfung -und Kontrolle der Rückverbindungen durch den Einsatz der GMS. Ausgehend davon, daß - die überwiegende Mehrzahl der mit Delikten des ungesetzlichen Verlassens und des staatsfeindlichen Menschenhandels angefallenen Bürger intensive Kontakte und ein großer Teil Verbindungen zu Personen unterhielten, die ausgeschleust und ausgewiesen wurden legal in das nichtsozialistische Ausland bestünden. Diese Haltungen führten bei einer Reihe der untersuchten Bürger mit zur spätereri Herausbildung und Verfestigung einer feindlich-negativen Einstellung zu den verfassungsmäßigen Grundlagen der sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung der angegriffen werden bzw, gegen sie aufgewiegelt wird. Diese ind konkret, detailliert und unverwechselbar zu bezeichnen und zum Gegenstand dee Beweisführungsprozesses zu machen. Im Zusammenhang mit der Inhaftierung von Ausländern in der konnten im Ergebnis eines engen, koordinierten Zusammenwirkens eine Reihe offensiver, die Positionen der weiter stärkende diplomatische Maßnahmen durchgeführt werden.

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