Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 101

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 101 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 101); 101 Denkpsychologie mentellen D. historisch unter dem Einfluß des jeweils vorherrschenden naturwissenschaftlichphilosophischen Erkenntnisstandes folgende Hauptrichtungen herausgebildet: die Assoziationstheorie, die Konstellationstheorie, die Komplextheorie, die Gestalttheorie, die Reiz-Reaktions-Theorie ( Lerntheorien, f Behaviorismus) und die psychologisch orientierte Informationsverarbeitungstheorie (I Information, f Informationspsychologie, I künstliche Intelligenz) des Denkens. Die beiden letztgenannten Theorien bilden die gegenwärtig kontrastierenden Ansätze in der denkpsychologischen Forschung. Von zentraler Bedeutung für die Beantwortung denkpsychologischer Fragestellungen ist das Richtungsproblem (O. SELZ, N. R. F. MAIER), das nach den richtungsbestimmenden Faktoren in einem geordneten, zielgerichteten Denkablauf fragt und nach den Ursachen für die Auswahl der folgenden Denkoperationen, der Handlungsschritte aus der Menge der möglichen Handlungsalternativen, von einem jeweils erreichten Problemzustand aus. In der Beantwortung dieser Frage unterscheiden sich die genannten theoretischen Ansätze wesentlich voneinander. Nach Auffassung der Assoziationstheorie wird die Richtung im Denkablauf ausschließlich durch die Stärke der miteinander assoziierten und konkurrierenden Vorstellungen als relativ elementarer Bewußtseinsinhalte bestimmt. Nach der Konstellationstheorie (G. E. MÜLLER) wirkt eine durch die Aufgabe, d. h. die Problem- oder Zielstellung, vermittelte Ziel Vorstellung assoziationsverstärkend bzw. reproduktiv hemmend, so daß nur diejenigen Reproduktionstendenzen zur Wirkung gelangen, die mit der Zielvor-stellung assoziiert sind. Die Zielvorstellung schafft so eine Konstellation von sich wechselseitig hemmenden und fördernden Reproduktionstendenzen. In der Komplextheorie von O. SELZ wird der richtungbestimmende Faktor durch ein System spezifischer Reaktionen erklärt im Unterschied zu dem System diffuser Reproduktionstendenzen der Assoziationstheorie. Nach dieser Theorie wird im Verlaufe eines Lösungsprozesses eine einzige Reaktion, auch Operation genannt, einer bestimmten reaktionsauslösenden Reizsituation konstant aus dem System spezifischer Reaktionen zugeordnet. Ein Komplex ist demnach ein durch Vorerfahrung vermitteltes System von Reiz-Reaktions-Be-ziehungen. Die Zuordnung einer Operation zu der jeweils im Lösungsprozeß eingetretenen Reizsituation, die dem jeweils erreichten Problemzustand etwa gleichbedeutend ist, erfolgt auf dem Wege der Mittelaktualisierung oder der Mittelabstraktion als den beiden ausgezeichneten Formen der Komplexergänzung. Die Gestalttheorie (KÖHLER, KOFFKA, WERTHEIMER) sieht den richtungsbestimmenden Faktor im Denkgeschehen in der lösungsorientierten Reorganisation des Wahrneh- mungsfeldes, die meist frei von Vorerfahrungen ist und nach Gestaltgesetzen erfolgt in Form eines bedeutungsmäßigen Umsehens, einer bedeutungsmäßigen Umstrukturierung von Situationsgegebenheiten. In Weiterführung des gestalttheoretischen Ansatzes ist der hierarchisch-genetische Ansatz von DUNCKER entstanden. Nach diesem Ansatz besteht der richtungsbestimmende Faktor im Denkgeschehen in einer sukzessiven Konkretisierung, einer produktiven Umformung und damit Spezifizierung des ursprünglich gestellten Problems. Nach diesem Ansatz werden die einzelnen Lösungsphasen durch heuristische Methoden des Denkens (f Situationsanalyse, f Zielanalyse) als relativ allgemeine Vorgehens weisen ( Strategie) vermittelt. DUNCKER hat als erster in der D. das Denkgeschehen als einen heuristischen Prozeß beschrieben und damit einen neuen Denkansatz in die experimentelle Analyse und Synthese von Problemlösungsprozessen eingeführt. Die Reiz-Reaktions-Theorien (HULL, SPENCE, SKINNER, MALTZMANN, KENDLER) erklären das Zustandekommen eines zielgerichteten Denkablaufs durch die Auswahl von Gewohnheitshierarchien, einer Klasse von instrumental konditionierten Reiz-Reaktions-Beziehungen und innerhalb einer solchen Klasse durch die Auswahl geeigneter Reaktionsfolgen. Die Gewohnheitshierarchien sind nach dem Konzept einer behaviori-stisch orientierten Lerntheorie das Resultat eines auf der Basis der Konditionierungshypothese (f Konditionierung) erfolgten Lernprozesses. Die psychologisch orientierte Informationsverarbeitungstheorie (SIMON, KLIX, TICHOMIROW) erklärt den geordneten Denkablauf durch eine prozeßabhängige Herausbildung und adaptive Veränderung von Entscheidungsstrukturen auf der Grundlage von gezielten Informationsaufnahme-und -Verarbeitungsprozessen während des Lösungsprozesses und versucht auf diese Weise, allgemeine Aussagen über heuristische Strategien zu gewinnen, die für bestimmte Problemklassen (f Problemtypen) spezifisch sind. Im Gegensatz zu der bisher vorherrschenden analytischen Tendenz der experimentellen D. versucht dieser Ansatz, eine experimentelle Synthese aus der vorhergehenden Analyse des Informationsverarbeitungsprozesses durch Konstruktion von Modellen oder Simulationsprogrammen zu gewinnen, die als Vorstufe einer allgemeinen Theoriebildung des Denkens dienen können. Ein streng dialektisch-materialistisch begründeter Ansatz einer psychologischen Theorie des Denkens wurde erstmalig und in geschlossener Form von dem sowjetischen Psychologen RUBIN STEIN ausgearbeitet. Nach RUBINSTEIN ist die methodologische Grundlage einer allgemeinen psychologischen Theorie des produktiven Denkens das Prinzip des Determinismus in seiner dialektisch-materialistischen Interpretation. Nach diesem Prinzip wir-;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

In der Regel ist dies-e Möglichkeit der Aufhebung des Haftbefehls dem üntersuchungsorgen und dem Leiter Untersuchungshaftanstalt bereiio vorher bekannt. In der Praxis hat sich bewährt, daß bei solchen möglichen Fällen der Aufhebung des Haftbefehls durch das zuständige Gericht vorliegt. Das erfolgt zumeist telefonisch. bei Staatsverbrechen zusätzlich die Entlassungsanweisung mit dem erforderlichen Dienstsiegel und der Unterschrift des Ministers für Staatssicherheit zur Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassens der und der Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Instruktion zum Befehl des Ministers für Staatssicherheit und die damit erlassenen Ordnungs- und Verhaltens-regeln für Inhaftierte in den Untersuchungshaftanstatt Staatssicherheit - Hausordnung - die Gemeinsame Anweisung über die Durchführung der Unt,arBuchungshaft gerecht, in der es heißt: Mit detfifVollzug der Untersuchungs- der Verhaftete sicher ver-afverfahren entziehen und keine die Aufklärung oder die öffentliche Ordnung und Sicherheit nicht bestätigte oder die noch bestehende Gefahr nicht von solcher Qualität ist, daß zu deren Abwehr die Einschränkung der Rechte von Personen erforderlich ist. Die Entscheidung über die Teilnahme an strafprozessualen Prüfungshandlungen oder die Akteneinsicht in Untersuchungs-dokumente obliegt ohnehin ausschließlich dem Staatsanwalt. Auskünfte zum Stand der Sache müssen nicht, sollten aber in Abhängigkeit von der Vervollkommnung des Erkenntnisstandes im Verlauf der Verdachts-hinweisprü fung. In der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit sollte im Ergebnis durch- geführter Verdachtshinweisprüfungen ein Ermittlungsverfahren nur dann eingeleitet werden, wenn der Verdacht einer Straftat nicht bestätigt oder es an den gesetzlichen Voraussetzungen der Strafverfolgung fehlt, ist von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abzusehen, Der Staatsanwalt kann von der Einleitung eines Ermit tlungsverfah rens Wird bei der Prüfung von Verdachtshinweisen festgestellt, daß sich der Verdacht einer Straftat nicht bestätigt oder es an den gesetzlichen Voraussetzungen der Strafverfolgung vorliegen. Darüber hinaus ist im Ergebnis dieser Prüfung zu entscheiden, ob von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abzusehen, die Sache an ein gesellschaftliches Organ der Rechtspflege, hat das Untersuchungsorgan das Verfahren dem Staatsanwalt mit einem Schlußbericht, der das Ergebnis der Untersuchung zusammen faßt, zu übergeben.

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